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Für das Interview mit der Berliner Band SHEEF (Raina: Gitarre + Gesang, Torsten: Gitarre, Stefan: Bass und Oli: Schlagzeug) traf ich mich mit Raina und Stefan in einer Kneipe in Prenzlauer Berg. Obwohl ich sie nicht kan-nte, entdeckten wir schnell gemeinsame Freunde und Bekannte sowie bevorzugte Läden und Bands. Na gut, Berlin ist ein Dorf, das zeigte sich auch bei den inzestuösen Bandverstrickungen, in die die verschiedenen Mitglieder verwickelt waren und sind (AUTORITÄR, MINUS 1,…) .Es war jedenfalls interessant, von ihnen etwas über frühe Berliner Punk-Bands zu erfahren. So hat Raina etwa früher bei SKUNK gespiett, während Stefan mit HAF (HANS AM FELSEN) unterwegs war. Schaltzentrale von SHEEF ist der Schokoladen in der Ackerstrasse, wo zum einen ihr Proberaum ist, sie zum anderen aber auch Konzerte veranstalten, wie z.B. letztens STEAKKNIFE, die ich aber leider verpasst habe. Auf der Platte ‚110 Kilo Mädchen’ ist u.a. eine Coverversion von ANGESCHSSSEN drauf, nämlich „Hund“. Raina: „Damals mit SKUNK wollten wir eine dieser Bands covem, entweder ANGESCHISSEN oder DACKELBLUT oder BLUMEN AM ARSCH DER HÖLLE, und denn sind wir durch Zufall auf dieses Lied gekommen, weil das ziemlich einfach zu spielen ist, so simpel ist des. (…) Ich kann mich aber gut damit identifizieren,worum es in diesem Lied geht, über diese Tierversuche und so was.“ Ein weiteres Stuck, was mich besonders interessiert, hat war ‚Bonsai’, was mir irgendwie bekannt vorkam und ich auch für ein Cover hielt. Raina: ‚Bonsai‘ ist ein Titel von Tschaka, der 1999 mit 36 Jahren an Krebs gestorten ist, und da das ein guter Freund von uns war, von allen Bandmitgliedem, ist das halt so unsere Hommage an ihn, weil er in unseren Herzen halt weiterlebt. Das spielen wir eigentlich immer nur für ihn und den Leuten gefällt’s auch, das ist irgendwie ein Publikumsmagnet, die fordern das dann alle schon immer. Die, die die Band kennen, wollen immer ‚Bonsai‘ hören.“ Beide erzählen mir noch ein bisschen von Tschaka, der früher bei ICH FUNKTION gespielt hat und auch mit Stefan zusammen bei HAF. Als ich r,ich nach der Bedeeutung der Namen von Band und Album erkundge, erfahre ich, dass die nicht so ernst genommen werden dürfen. SHEEF entstand, als die Band herumflachste, wer von ihnen denn der ChiefSheef sei, und auf ’110 Kilo Madchen'(übrigens ein Instrumentalstück) soll sich jedeR seinen/ihren eigenen Reim machen. Einerseits spielt er auf Rainas eigene Körpermasse an. Andererseits, und das verdeutlicht auch das Cover, auf dem ein Mädchen mit Boxhandschuhen abgebildet und das von einer Freundin der Band gestaltet worden ist, soll der Titel einfach zeigen, wie viel Power und Energie ein Mensch haben kann, auch wenn er/sie 110 Kilo wiegt oder
sonst wie nicht den gängigen (Schönheits-)Idealen entspricht. Die Platte ist über 40 Minuten lang, enthält 13 Stücke und wurde in Eigenregie aufgenommen und vertrieben. Die Texte (deutsch und englisch) beschreibt Raina selbst als emotional. Wenn gerade mal schöne Ereignisse passieren, können sie durchaus zu einem Liedtext verarbeitet werden, um sich ihrer später zu erinnern (wie z.B. bei ‚Looking In The Morning‘). Solche Lieder finde ich umso wichtiger, da ja nun mal leider häufig genug Scheiße passiert die unser Leben beeinflusst. So sind bei SHEEF auch durchaus sentimentale und düstere Stimmungen herauszuhören; in denen schwierige Situationcn verarbeitet werden. Ich würde es also schon als Musik mit Tiefgang beschreiben. Wir haben jedenfalls noch ein Weilchen über alles Mögliche gequatscht; und ich denke mal, dass ich demnachst mal wieder im Schokoladen reinschauen werde; um zu sehen; ob nicht gerade eirer von ihnen hinter der Theke steht…
alex k.